Herkunft | Aufstieg
Herkunft | Ausbildung | Heirat
Robert Whitehead wird am 3. Jänner 1823 in Bolton le Moors, Lancashire in England geboren. Er erlernt den Ingenieurberuf von der Pike auf und besucht das Manchester’s Mechanics Institute.
Am 30. März 1846 ehelicht Robert Whitehead Frances Maria Johnson. Schon als junger Mann wird er nach Südfrankreich geschickt, wo ein Industrieller und Freund der Familie Whitehead eine Fabrik unterhält. Nach ersten dortigen Erfolgen wechselt Robert über nach Mailand. Unter Anwendung eigener Erfindungen richtet er hier eine Textilfabrik ein.
Triest | Fiume | Familiengründung
Infolge der 1848 ausgebrochenen Revolution und seinen Sympathien für Österreich flüchtet Whitehead mit seiner Frau aus Mailand. Ein erstes Kind des Paares verstirbt früh. In Triest bekleidet er eine leitende Stellung in der Schiffswerft Strudthoff. Diese wird später in Stabilimento Tecnico Triestino umbenannt.
Bereits seit einigen Jahren erlebt die königlich-ungarische Freistadt Fiume einen beispielhaften Aufstieg.
Der Ingenieur geht mit seiner Familie nach Fiume und baut dort die neu gegründete Gießerei Stabilimento Tecnico Fiumano auf. Eine Maschinenfabrik, in der vor allem Schiffe und Schiffsmaschinen für die österreichische Kriegsmarine hergestellt werden, und die anfang der 1860er Jahre sehr erfolgreich arbeitet.
Zählte Fiume im Jahre 1850 noch knapp über zehntausend Bewohner, so wird diese Zahl bis 1890 auf fast dreißigtausend ansteigen.
Das Paar Whitehead bekommt zahlreiche Kinder, von denen zwei Töchter und drei Söhne die ersten Jahre überleben.
Luppis und der „Küstenretter“ | Whiteheads Torpedo
Mitte der 1860er Jahre macht Robert Whitehead in Fiume Bekanntschaft mit einer neuen Erfindung. Küstenbrander hat der Fregattenleutnant der österreichischen Marine Johann Luppis seine Entwicklung genannt. Es handelt sich um ein mit Sprengstoff und Angriffssprengsatz beladenes, küstengesteuertes Boot.
Whitehead nimmt sich Luppis‘ Erfindung an und entwickelt daraus nun den Fischtorpedo mit Antriebsquelle aus verdichteter Luft in einem Druckbehälter.
Nach zahlreichen Tests führt Whitehead den Torpedo am 20. Dezember 1866 in Fiume einer Marine-Kommission vor, der Erzherzog Leopold und Fregattenkapitän Heinrich von Littrow angehören. Man lanciert den Fischtorpedo auf ein dreihundertsiebzig Meter entferntes Ziel und bringt es zur Explosion.
Fabriksgründung | Expansion
Marine-Kommission | Testproduktion | Georg Graf Hoyos
Nach der erfolgreichen Vorführung beurteilt die Kommission das Torpedo-Modell positiv. Vor allem Heinrich von Littrow setzt sich für die Unterstützung Whiteheads in der Marine ein. Diese beauftragt ihn schließlich mit der Aufnahme einer Torpedo-Testproduktion. Whitehead hat, unterstützt von seinem Schwiegersohn Georg Graf Hoyos, in nur wenigen Jahren Erfolg.
Die Verhandlungen mit verschiedenen Regierungen führen zu einem rasanten Wachstum von Aufträgen Produktion. Das deutsche Reich bietet einen bedeutenden Geldbetrag, um den Torpedo auch in Deutschland bauen zu dürfen.
Zuvor muss der Torpedo allerdings weitere Vorführproben bestehen. Sowohl hinsichtlich Tempo als auch Laufdistanz, werden die Erwartungen übertroffen, die Lizenz zur Erzeugung nur für Deutschland der Firma Schwarzkopf anvertraut.
Tatsächlich wird Deutschland vertragswidrig jedoch auch für Staaten wie Spanien und die Türkei produzieren für Whitehead jedoch nie zum ernstzunehmenden Konkurrenten aufsteigen.
Diese Zahlung ermöglicht es Whitehead Stabilimento Tecnico Fiumano 1873 aufzukaufen. Mit dem Erwerb der angeschlagenen Eisengießerei gründet Whitehead zugleich die erste Torpedofabrik der Welt.
Familie Whitehead | Hoyos | Ploech
Whitehead verbessert ununterbrochen den Torpedo. Schon in den ersten Jahren kommen Bestellungen aus aller Welt. Neben der französischen zählt auch die holländische, dänische, schwedische, italienische, griechische und russische Marine zu den ständige Käufern.
In den späten 1870er Jahren kehrt John Whitehead, der älteste Sohn, von der Universität Leipzig zurück, wo er die Technische Hochschule besucht. Er tritt mit zehn Prozent Anteilen neben seinem Vater und Hoyos als dritter Partner in die Torpedofabrik ein. Als fähiger Ingenieur bewirkt John in den kommenden Jahren viele Verbesserungen in der Torpedoentwicklung.
Eine Tochter Whiteheads heiratet Annibale Ploech, der als Familienmitglied und leitender Ingenieur gleichfalls in der Torpedofabrik tätig ist.
Villa Whitehead | Villa Hoyos | Paddockhurst
Fiume ist mittlerweile Ungarns führender Umschlaghafen. Auch Torpedo-Bestellungen kommen weiterhin aus aller Welt. Allmählich werden fast alle Marinen zu Kunden der Whitehead-Fabriken.
Oberhalb der Eisengießerei errichtet Whitehead seine Familienvilla. Da es in der Fabrik keine Offiziersmesse gibt, speisen auch oft Offizier ausländischer Kommissionen als Gäste bei Whitehead. Glanzvolle Abendgesellschaften finden in der Villa statt.
Knapp einen Steinwurf oberhalb gelegen wird ein bestehendes Haus zur Villa Hoyos ausgebaut. Die Familie von Georg und Alice wächst im Laufe der Jahre auf fünf Töchter und zwei Söhne an.
Schon vor 1880 besitzt Robert Whitehead auf der Insel Wight ein größeres Cottage mit Garten in der Nähe von Ryde, wo auch Familie Hoyos den Winter verbringt.
1882 erwirbt Whithead das englische Gut Paddockhurst, ein herrschaftliches „Country House“ im englischen Sussex mit rund vierhundert Hektar Grund. In den nächsten Jahren wird es zum landwirtschaftlichen Mustergut ausgebaut.
Lebensabend | Tod und Vermächtnis
Frances Whiteheads Tod | Alice und Leo von Littrow
Im Herbst 1882 wird Frances Whitehead schwer krank, man verlegt sie schließlich in das Sanatorium Löw in Wien.
Da eine Heilung aussichtslos scheint, bringt ihr Mann sie nach dem englischen Springfield. Er entspricht damit ihrem Wunsch, ihr Leben dort zu beschließen. Am 9. April 1883 verstirbt Frances Whitehead in ihrer englischen Heimat. Sie wird in Worth nahe Paddockhurst beigesetzt.
Nach dem Tod seiner Frau engagiert Whitehead Leo von Littrows Schwester Alice von Littrow als Hausdame und Gesellschafterin. Sie sorgt sich nicht nur um den Witwer sondern auch um die Gäste des Hauses, vor allem Offiziere ausländischer Kommissionen.
Lebensausklang in Fiume und Paddockhurst | Tod und Vermächtnis
Immer öfter hält er sich auch auf Paddockhurst in England auf. 1885 wird hier das elektrische Licht eingeführt. Whitehead widmet sich dem Ausbau seiner Farmen, vor allem der „home-farm“ auf Paddockhurst, wo man Schweine züchtet. Paddockhurst verfügt auch über Farmen für die Rebhuhn- und Fasanjagd, die von Whitehead und seinen Söhnen sowie Schwiegersohn Hoyos gepflegt wird.
In seinen Fabriken erlebt Whitehead, wie sein Lebenswerk immer weiter wächst. Beim Torpedo entwickeln sich zwei Typen, das fünfundvierzig und das achtunddreißig Zentimenter große Modell. Täglich finden Proben in Fiume statt. Die Lancierdistanz nimmt stetig zu und beträgt bald tausend Meter.
Die Torpedoboote haben noch immer fix eingebaute Lancierrohre im Bug und feuern nur direkt nach vorne. Das wird erst geändert, als das Kreiselinstrument Gyroskop einen Schuss nach dwars gestattet. Das Gyroskop, eine Erfindung von Ludwig Obrys, wird zur Steuerung des Torpedos eingebaut und verbessert dessen Treffsicherheit weiter. Bevor man aber zu dem Standard Typ gelangt, werden viele Proben mit anderen Typen gemacht, die dann alle in das Fabriksmuseum wandern. So gibt es einen ganz kleinen, den „Baby Torpedo“, einen ganz langen und einen mit sechzig Zentimeter Durchmesser.
In den 1880er Jahren forscht man in der Torpedofabrik auch gemeinsam mit dem Physiker Ernst Mach. Viel später entwickelt Albert Edward Jones, ein Ingenieur, der 1885 in die Torpedofabrik eintritt, den dreiundfünfzig Zentimeter Torpedo, der dann in fast allen Marinen eingeführt wird.
Am 14. November 1905 stirbt Robert Whitehead in Fiume. Heute thront sein Grab in Form eines Mausoleum auf dem Hügel des Kozala-Friedhofs.