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Ludwig Salvator von Österreich-Toskana

Lebensweg

Herkunft | Ausbildung

Eugenio Sforza | Ludwig Salvator | Johann Nepomuk Salvator | Fotografie | © Littrow Archiv Wien

Toskanische Kindheit | Böhmische Jugend

Ludwig Salvator genannt „Luigi“ ist der zweitjüngste Sohn von Leopold II. Großherzog von Toskana und Großherzogin Maria Antonietta, geborene Prinzessin beider Sizilien. Er wird am 4.8.1847 in Florenz geboren.

1859 sieht sich Österreich als Hauptgegner von Sardinien und Frankreich mit dem Italienischen Befreiungskrieg konfrontiert. Die Schlachten bei Magenta und Solferino gehen verloren. Großherzog Leopold II. flüchtet aus der Toskana und bezieht böhmische Besitzungen in Schlackenwerth. Das Großherzogtum geht im neuen Königreich Italien auf.

Ludwig Salvator mit den Eltern und Brüdern vom Hof in Florenz vertrieben, wächst in Böhmen auf, wo sein Vater 1860 die Domäne Brandeis an der Elbe (Brandys nad Labem) erwirbt.

Gmunden-Panorama mit See- und Landschloss Orth | Fotografie um 1900 | © sagen.at

Prag | Wien | Gmunden

1864 verlegt Ludwig Salvator seinen Wohnsitz nach Prag in das Palais Kinsky am Altstädter Ring. Nach ersten juristischen Studien zeigen sich seine eigentlichen Interessen: Kunst und Naturwissenschaft. Er studiert unter anderen bei Professoren der Akademie der Bildenden Künste und der Naturwissenschaftlichen Fakultät der k.k. Carl-Ferdinands-Universität in Prag.

Bald gilt er als der „gelehrte“ Erzherzog, selbst in den Augen des Hofes in Wien, wo Ludwig Salvator 1865 Mitglied der Zoologisch-Bontanischen Gesellschaft wird. Es folgen Reisen in verschiedene Länder Europas und zu der Nordsee-Insel Helgoland. Im k. u. k. Heer steht Ludwig Salvator nun im Rang eines Obersten.

1866 verlässt die großherzogliche Familie angesichts des Krieges gegen Preußen Böhmen. Vorübergehend wird Zuflucht in Gmunden am Traunsee gesucht, wo das Landschloss Orth erworben wird.

Ludwig Salvator | Fotografie | © Littrow Archiv Wien

Habsburger-Familienstatut | Verluste

Der Verlust Venetiens besiegelt Restaurationspläne für das Großherzogtum Toskana. Als Inhaber des k.k. Infanterieregimentes Nr. 58 „Erzherzog Ludwig Salvator“ wird er Nachfolger des Erzherzogs Stefan Viktor, der verstorben ist.

Als Angehöriger der herrschaftslos gewordenen Linie Toskana ist Ludwig Salvator wie seine Brüder Erzherzog von Österreich und per Habsburger-Familienstatut Kaiser Franz Joseph unterstellt. Der Erzherzog erhält eine Apanage, er muss jedoch Entscheidungen seiner Lebensführung von der Zustimmung des Kaisers abhängig machen.

Die Aussicht auf seine Vermählung mit Erzherzogin Mathilde, der Tochter Erzherzog Albrechts, des Siegers von Custozza, endet mit einem schrecklichen Brandunfall Mathildes auf der Weilburg bei Baden. Den dabei erlittenen schweren Verletzungen erliegt sie am 6. Juni 1867 in Schloss Hetzendorf bei Wien.
Ludwigs Vetter Erzherzog Maximilian wird in Queretaro als Kaiser von Mexiko durch Aufständische entthront und exekutiert.

Mallorca | Reiseliterat

Ludwig Salvator | Lithografie | 1875 | © Littrow Archiv Wien

Balearen | Liparische Inseln | Erste Bücher

Im August 1867 reist der Erzherzog für Kur- und für naturkundliche Forschungszwecke erstmals auf die Balearen, die für ihn zur zeitweiligen Heimat werden sollen.
Er erhält den Orden vom Goldenen Vlies.

1868 Veröffentlichung seiner ersten beiden Bücher „Excursions Artistiques dans la Vénétie et le Littoral“ (über seine Reise nach Venedig und an die venezianische Küste, in französischer Sprache, seiner Mutter gewidmet) sowie „Süden und Norden“ (eine Gegenüberstellung Valencias und Helgolands).

1869 Besuch der Liparischen Inseln, die zum wichtigsten Thema in Ludwig Salvator literarischem Schaffen nach dem Monumentalwerk „Die Balearen“ werden.

Werke: „Beitrag zur Kenntnis der Coleopteren-Fauna der Balearen“ (ein Bändchen über die Käferwelt auf den Balearen), „Tabulae Ludovicinae“ (eine Serie von Fragebögen zu den unterschiedlichsten Wissensgebieten, 100 Seiten); Band I des Monumentalwerkes „Die Balearen in Wort und Bild geschildert“ (Kaiser Franz Joseph I. gewidmet), dem bis 1891 weitere sechs Bände und 1897 eine zweibändige Zusammenfassung folgen werden.

Leopold Rothaug | Finca EH Ludwig Salvators auf Mallorca | Öl auf Karton | 1912 © Littrow Archiv Wien

Tod des Vaters | Zwischen Brandeis und Mallorca

Am 29. Jänner 1870 stirbt Ludwigs Vater Großherzog Leopold II. in Rom. Ludwig Salvator erbt die Güter in Brandeis, wird der böhmischen Statthalterei in Prag zugeteilt, um die politische Administration eines großen Kronlandes kennen zu lernen.

1871 startet der Bau der Dampfyacht Nixe für den Erzherzog im Stabilimento Tecnico di Fiume. Im selben Jahr hält sich Ludwig Salvator zum zweiten Mal und für mehrere Monate auf Mallorca in Palma im Palast der Grafen von Formiguera auf. Die Jungfernfahrt der Nixe erfolgt am 23. August 1872.

 

 

Kaiserin Elisabeth reitend auf Mallorca (Serra de Tramontana) | 1892|93 © Archiv Son Moragues

 

Finca Miramar | Kapitän langer Fahrt | Freund Littrow

1872 erwirbt Ludwig Salvator auf Mallorca die Finca Miramar. Er beschließt sie zum Mittelpunkt seines Lebens zu machen, besucht Konstantinopel und Zypern. Auf Mallorca erforscht der Erzherzog Land und Leute, begründet Tourismus und Weinbau. In den Augen des Kaisers in Wien wird er immer mehr zum exotischer Sonderling. Kaiserin Elisabeth jedoch fühlt sich ihm seelenverwandt. Wiederholt sucht sie, die von Ludwig verehrt wird und der ihr unter anderem sein Werk Der Golf von Buccari – Porto Re“ widmet, während ihrer Seereisen auf.

In Seemannskreisen findet der Erzherzog Achtung, er sucht die Aufnahme unter Gleichrangigen, besitzt das Kapitänspatent der langen Fahrt. Heinrich von Littrow ist der Erzherzog in Freundschaft verbunden.

Lose Blätter aus Abazia | Titeleinband | 1886 | © Littrow Archiv Wien

Triest | Abazzia

Schon 1876 hat Ludwig Salvator in Zindis bei Triest ein großes Anwesen erworben, wo er sich niederlässt. Zu jener Zeit recherchiert der Erzherzog für seine Erzählung Lose Blätter aus Abazia, die 1886 erscheint. Heinrich von Littrow wird für dieses Buch über Natur und Einwohner von Ludwig zum Lektor erkoren.

Auch als Zeichner verfügt der Habsburger über großes Talent und eine in Prag an der Akademie der bildenden Künste erhaltene Ausbildung. Zudem versichert er sich nun der Dienste der aufstrebendsten einheimischen Künstlerin: Heinrichs Tochter Leo von Littrow. Übereinstimmende Motive belegen, dass sich Ludwig von der neun Jahre jüngeren Leo all jene Küstenmotive zeigen lässt, welchen schließlich sein Buch illustrieren. Es wird Seite an Seite gearbeitet.

Prinz Olgierd und Prinzessin Mechthildis von Czartoryski | Fotografie | 1912 | © Littrow Archiv Wien

Erfolge als Schriftsteller | Abazzia

Es ist sehr wahrscheinlich, dass Heinrich und Leo von Littrow den Erzherzog auch später auf manchen seiner Reisen im Mittelmeer treffen und begleiten.

Am Lebensende blickt Ludwig Salvator auf eine mehr als fünfundzwanzigjährige schriftstellerische und wissenschaftliche Tätigkeit zurück. Die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften ernennt ihn im Jahre 1889 zum Ehrenmitglied und die Geographische Gesellschaft würdigt ihn am 16. Dezember 1898 für seine hervorragenden Verdienste auf dem Gebiete der geographischen Forschung mit der Verleihung der HauerMedaille. Auch die Geographische Gesellschaft in Lima (Peru) macht ihn zu ihrem Ehrenmitglied. Unter den zahlreichen Büchern, die der gelehrte Erzherzog in seinem Leben verfasst, ragt eine sechstausendseitige Enzyklopädie über die Balearen hervor. Die ersten beiden Bände trugen ihm auf der Pariser Weltausstellung 1878 eine Goldmedaille ein.

Lebensabend | Krankheit | Tod

Das Erzherzogspaar Karl Stefan und Maria Theresia im Kreise der Familie | Fotografie © Littrow Archiv Wien

Die Kriegszeit

Am 24. Juni 2014 begrüßt Ludwig Salvator Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand in Triest. Dieser reist von hier zu einer Manöverinspektion nach Bosnien-Herzogewina. Tatsächlich wird der Wunsch des Thronfolgers Ludwig Salvator danach in Zindis bei Triest zu besuchen, nicht mehr in Erfüllung gehen. Am 28. Juni werden Franz Ferdinand und seine Gemahlin Sophie in Sarajevo erschossen. Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Ludwig Salvator bleibt zunächst in seiner Villa bei Triest auf, doch am 16. August geht er in Begleitung seines Kammervorstehers Karl Coronini nach Görz in die Villa Ceconi.

Am 13. Mai 1915 bezieht Ludwig Salvator mit seinem Hofstaat das Schloss Brandeis in Böhmen. Am 23. Mai erklärt Italien Österreich den Krieg. Einen Monat darauf beginnen die Isonzo-Schlachten.

Trotz zunehmender gesundheitlicher Probleme (Ludwig Salvator leidet u.a. seit Jahren an Elefantiasis) forscht und schreibt er an neuen Werken. Er will nach den Balearen reisen, doch der Krieg erlaubt diese Erfüllung seines letzten Traumes nicht mehr. Am 12. Oktober stirbt Erzherzog Ludwig Salvator an Blutvergiftung infolge eines chirurgischen Eingriffes am Bein und sein Leichnam wird einige Tage darauf in der Schlosskapelle provisorisch beigesetzt.