Home

Georg Hoyos

Der Lebensweg

Herkunft | Aufstieg

Hafen von Triest | Um 1900 | © Littrow Archiv

Herkunft | Ausbildung | Triest

Georg Graf Hoyos wird am 21. Jänner 1842 in Zombor im Komitat Bacs-Bodrog in der ungarischen Reichshälfte geboren. Seine Mutter Kamilla Gräfin Erdődy de Monyorókerék et Monoszló entstammt einem ungarischen, sein Vater Lajos Antal Graf Hoyos einem Wiener Adelsgeschlecht.

Georg kommt nach dem Besuch von Militärschulen mit 14 Jahren in die Marine-Akademie Triest. Diese besucht er drei Jahrgänge lang, ehe er im vierten ausgemustert wird. Der Ernstfall für die Marine ist eingetreten.

Kommandant Georg Graf Hoyos und die Besatzung der Gemse vor der Whitheadwerft in Fiume | 1867 | © Littrow Archiv

Kriegsdienst | Karriere

Im Krieg mit Italien und Frankreich 1859 dient Hoyos auf der Fregatte Schwarzenberg, die zum Schutz des Königs Beider Sizilien nach Neapel fährt.
Auch Hoyos‘ weitere Karriere verläuft abenteuerlich. So nimmt er unter Segel an der Eskader teil, als König Otto I., ein bayrischer Prinz und ab 1832 auf dem griechischen Thron vor den Aufständischen der Revolution fliehen muss. Otto wird auf einem englischen Schiff außer Landes gebracht.

Als Fregattenleutnant fährt Hoyos 1866 in der Flotte unter Vize-Admiral Wilhelm von Tegethoff. Auf dem Panzerschiff Drache kämpft er ehrenhaft als Batterie-Kommandant.
“Den Feind anrennen und zum Sinken bringen“. Tegethoffs berühmtes Kommando führt zwar in Lissa zum Sieg, doch der Krieg mit Italien geht verloren.
Linienschiffsleutnant Hoyos wird mit dem Kanonenboot Gemse nach Fiume gesandt. In der aufstrebenden Hafenstadt wird an einer Waffenerfindung gearbeitet, der die österreichische Marine große Bedeutung beigemessen wird; die Torpedo-Produktion.

Whiteheads Casa Rossa | Zustand 2017 | © Littrow Archiv

Fiume | Alice Whitehead

„Das Kanonenboot Gemse wurde in Dienst gestellt und unter dem Kommando des Linienschiffsleutnants Georg Graf Hoyos nach Fiume gesandt, um Proben mit dem neuen Torpedo zu machen.“ (Tagebuch von Edgar Graf Hoyos)

Linienschiffsleutnant Hoyos und die Besatzung seines Kanonenbootes Gemse soll Proben für die Torpedo-Testproduktion ausführen. Ansässige Patrizier und Kaufleute, Industrielle und Künstler geben sich im Hause Whitehead mit Offizieren aus aller Welt ein Stelldichein. Hier wird Hoyos auch Robert Whiteheads Tochter vorgestellt, Miss Alice Whitehead. Jahrzehnte später wird Edgar Graf Hoyos jene Empfindung überliefern, die sein Vater Georg an diesem Tag erlebt: „Heute habe ich meine zukünftige Frau gesehen.“

Christian Wilhelm Allers | Porträt Alice Gräfin Hoyos | 1892 | © Wikipedia

Verlobung und Heirat | Familiengründung

Whiteheads Tochter und der Offizier sind einander näher gekommen. Noch im Jahre 1867 verlobt er sich mit Alice Whitehead. Sie ist erst sechzehn Jahre alt und ihre Eltern erlauben die Ehe vorerst nicht. Robert nimmt Alice stattdessen auf eine Reise nach England mit, wo sie die dortigen Verwandten kennen lernt.

Am 30. März 1869, dem Tage vor ihrem 18. Geburtstage findet in Fiume endlich die Trauung von Alice und Georg statt. Danach rückt Graf Hoyos wieder nach Pola ein (das Hauptquartier der königlich-ungarischen Marine), wo er anfänglich mit seiner jungen Frau lebt. Am 15. April 1870 kommt ihre erste Tochter Leopoldine (spätere Gräfin Plessen-Cronstern) in Pola zur Welt.

Whiteheads Torpedofabrik | Hoyos als Teilhaber

Whithead-Werft mit Torpedoabschussrampe in Fiume (Rijeka) | 2017 | © Littrow Archiv

Internationalisierung | Deutsche Marine

Da Österreichs Stellung im Süden seines Reiches wesentlich durch künftige Seekriege bestimmt wird, liegt die Bedeutung von Robert Whiteheads Erfindung auf der Hand. Technische Erfindungen wie die Verwendung von komprimierter Luft als Antriebskraft für eine dreizylindrige Maschine haben zur Verbesserung von Whiteheads erstem Fischtorpedo geführt.

Georg Hoyos hilft Whitehead beim Lancieren der immer leistungsfähigeren Geschosswaffe, zunächst noch im Auftrag der österreichischen Marine, die eine Summe für Proben zur Verfügung stellt.

Artúr Lajos Halmi | Porträt Georg Graf Hoyos | 1900 | © Littrow Archiv

Internationalisierung des Torpedos | Fiume

Als Schwiegersohn des Unternehmers lässt er sich jedoch bald gegen Gebührenzahlung von der Marine karenzieren, um weiter an dem Torpedo probieren zu können. Er unternimmt Reisen, macht die Waffe unter den Regierungen bekannt und führt auch bald die gesamte Korrespondenz.

Da diese Auslandsreisen des Offiziers bei den österreichischen Behörden Missfallen erregen, tritt er schließlich wenn auch weiter in gutem Einvernehmen mit der Marine in die Reserve ein. Hoyos siedelt sich mit seiner jungen Familie nun dauerhaft in Fiume an.

Leo von Littrow | Die Papageien - Im Wintergarten des Grafen Hoyos | Um 1895|1900 | © Littrow Archiv

Villa Whitehead | Villa Hoyos

Oberhalb der Eisengießerei hat Whitehead seine Familienvilla gebaut. Da es in der Fabrik keine Offiziersmesse gibt, speisen auch die Offizier als Gäste verschiedenen Länder hier. Fiume ist mittlerweile Ungarns führender Umschlaghafen. Torpedo-Bestellungen kommen aus aller Welt.

Knapp einen Steinwurf oberhalb gelegen wird ein bestehendes Haus zur Villa Hoyos ausgebaut. Die Familie von Georg und Alice wächst im Laufe der Jahre um fünf Töchter und zwei Söhne an. In den kommenden Jahrzehnten vermählen sich die Komten und Komtessen in Europas führenden Kreisen. So wird Georgs und Alices Tochter Marguerite die Gemahlin Herbert von Bismarcks, des ältesten Sohnes des deutschen Reichskanzlers.

Schloss Sooß | Alter Teil des Schlosses | Fotografie | © Littrow Archiv

Schloss Sooß | Wien

Neben den regelmäßigen Aufenthalten in der Reichs- und Residenzstadt Wien erwirbt der Graf Schloss Sooß, ein eher einfaches Anwesen im Bezirk Melk, ohne es seiner Frau zunächst zeigen zu können. Das heruntergekommene Sooß wird von Hoyos im Stil der Zeit (historisierender „Burgenstil“) umgebaut (und bleibt in der nächsten Generation noch bis 1938 in Familienbesitz).

Zum Garten hin entstehen Arkaden, Altane und eine weite Terrasse. Nach und nach werden Inneneinrichtung und Garten dank der begabten Gräfin neu gestaltet und so für die Familie zum beliebten Aufenthaltsort. Es ermöglicht Gräfin Hoyos und den Kindern, wie in ihrem Kreis üblich, Fiumes Hitze während der Sommermonate zu entfliehen.

Lebensabend | Tod

Christian Wilhelm Allers | Porträt Georg Graf Hoyos | 1892 | © Littrow Archiv

Lebensausklang | England

Für Georg Graf Hoyos und seine Familie erlangt mit Fortschritt des Lebensalters vor allem auch England mehr und mehr Bedeutung als Aufenthaltsort.

So wird seit dem Jahr 1884 Whiteheads groß ausgebautes Mustergut Paddockhurst von Familie Hoyos jährlich aufgesucht (mit Ausnahme des Jahres 1889).

Am 15. August 1904 stirbt Georg Graf Hoyos auch in Beckett in England.